002 - Subjektives Tagebuch zeichnen
Eine Signifizierungs-Übung, auf die ich mich schon besonders freue: das gezeichnete Tagebuch. Ich habe als Kind etwa ein Jahr lang ein Tagebuch geführt, bei dem ich jeweils ein herausragendes Ereignis eines Tages skizziert habe (teilweise mit Wetterzeichnungen oder mit einer Tabelle was es zu essen gab). Das Erstaunliche war, dass ich, als ich älter wurde, die Fähigkeit verloren habe, ein einzelnes Ereignis, oft natürlich eine Kleinigkeit, als das Essentielle eines Tages zu identifizieren. Die späteren Einträge sind länger und enthalten mehrere Ereignisse.
Die Aufgabe, die ich mir und anderen also stelle, ist eine echte Herausforderung: Den Tag subjektiv auf ein bedeutsames Ereignis reduzieren und dazu eine Skizze anlegen (direkt am Computer oder eingescannt).
Die zweiter Herausforderung bei dieser Aufgabe ist die subjektive Sichtweise. Ich musste ziemlich lachen, als ich diesen Eintrag von mir gefunden habe: "Der Dingsbums war da." Das ist auch eine kindliche Feststellung, die man als Erwachsener nicht mehr treffen würde, weil man alles an ein Publikum richtet. Für mich war das nicht interessant, wer da war. Jemand war da, den ich nicht kannte, das war das Ereignis. Tagebuch schreibt man für sich, nicht für andere. Die Herausforderung also auch: nicht erklären, sondern die Dinge so signifizieren, wie sie in einem selbst stattfinden.