005 - Erzählen einer Geschichte ohne menschliche Gestalten
Jetzt wirds spannend: Die nächste Aufgabe geht an die Grenzen des Möglichen - zumindest wenn man manchen Erzähltheoretikern glaubt. Der Münchner Philologe Werner Wolf definiert nämlich eine Erzählung als "die Darstellung wenigstens von Rudimenten einer vorstell- und miterlebbaren Welt, in der mindestens zwei verschiedene Handlungen oder Zustände auf dieselben anthropomorphen Gestalten zentriert sind und durch mehr als bloße Chronologie miteinander in einem potentiell sinnvollen, aber nicht notwendigen Zusammenhang stehen."
Eine Geschichte braucht also eine anthropomorphe Gestalt? Das sollten wir ausprobieren! Aufgabe: Eine Geschichte schreiben, in der es nur Dinge gibt, die keine menschlichen Züge tragen.
Wolf, Werner: Das Problem der Narrativität in Literatur, bildender Kunst und Musik. Ein Beitrag zu einer intermedialen Erzähltheorie. In: Nünning, Vera/Nünning, Ansgar (Hg.): Erzähltheorie transgenerisch, intermedial, interdisziplinär. Trier: Wissenschaftlicher Verlag 2002, S. 51.